Das Kaufverhalten der Deutschen: Im Laden schauen und online kaufen? Oder nur im Web? Oder nur im Laden?
Düsseldorf, 24.10.2017 – Der Einzelhandel befindet sich weltweit mitten in einem epochalen Umbruch. Einkaufsgewohnheiten und -bedürfnisse ändern sich: Der Kunde erwartet beste Qualität seiner favorisierten Produkte zum niedrigsten Preis. Und er will beim Einkaufen so viel Zeit wie möglich einsparen. Normalerweise ist es Aufgabe von Soziologen, neue Typisierungen zu postulieren, doch inzwischen identifizieren auch Händler neue Käufergruppen: „Showroomer“ informieren sich im Laden, kaufen aber online, „Webroomer“ kaufen nur online und „Noroomer“, die nach wie vor im Ladengeschäft ihre Einkäufe tätigen.
Ein Noroomer ist bislang der verbreitetste Käufertyp. Er sucht beim Kauf weder nach Alternativen, noch vergleicht er Preise. Er trifft seine Wahl aus dem, was er im Laden findet, und kauft die Ware unmittelbar. Ein Showroomer gehört zu der Käufergruppe, die im stationären Handel eine Vorauswahl trifft und die Produkte vor Ort prüft, aber sie nicht im Laden kauft. Er geht nach Hause, sucht im Internet nach dem besten Preis und erwirbt das Produkt seiner Wahl online. Er will zwar noch sicherstellen, das beste Produkt zu kaufen, aber will dafür lediglich den bestmöglichen, sprich günstigsten Preis zahlen. Ein Ladengeschäft hat für den Showroomer also nur noch die Funktion einer Art Ausstellungsfläche für Online-Shops. Der Webroomer shoppt hingegen ausschließlich online. Er durchstöbert die online verfügbaren Angebote, trifft am Bildschirm des heimischen PCs oder Tablets eine Kaufentscheidung und schlägt schließlich konsequenterweise auch im Online-Shop zu.
Privat und sicher: die Deutschen tendieren zum Showrooming
Von zentraler Bedeutung für das Shopping sind den Deutschen der Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit. Davon ist Jürgen Lutz, Country Manager DACH der StrongPoint GmbH, überzeugt: „Genau deswegen bevorzugen die Deutschen auch weiterhin Barzahlung. Deutsche prüfen ihre Einkäufe eingehend, bevor sie sie kaufen. Daher sind sie eigentlich eher der Showroomer-Typ.“ Das bestätigen auch unabhängige Studien: Einer im Jahr 2015 in zehn Ländern, darunter Deutschland, durchgeführten Studie zufolge untersuchen 65 Prozent der 22- bis 65-Jährigen die gewünschten Gegenstände im Laden, bevor sie sie online kaufen. In der Gruppe der 16- bis 21-Jährigen sind hingegen nur noch 41 Prozent Showroomer. Jürgen Lutz bekräftigt, dass dieses Verfahren ein günstigerer Weg sowohl für Ladenbetreiber als auch für Kunden ist, die sich hochwertige Produkte wünschen und keine Zeit mit dem Bestellen und Zurücksenden von Waren verschwenden wollen, die ihnen nicht gefallen.
Das sich ändernde Kaufverhalten wird zunehmend zu einer großen Herausforderung für Ladenbetreiber. Der Handelssektor setzt längst innovative IT-Technologien ein, die der Kunde indes nur selten in den Läden wahrnimmt. „Da die Käufer in Deutschland verstärkt zum Showrooming tendieren, sollten Händler Lösungen einsetzen, die das Shopping-Erlebnis verbessern und die Verkäufe in den Ladengeschäften nicht sinken lassen“, ergänzt Jürgen Lutz, dessen Unternehmen genau solche technischen Lösungen entwickelt.
Automatisierung und nahtloses Einkaufen sind trendy
Der stationäre Handel investiert verstärkt in E-Commerce-Lösungen. Bei den Investitionen sollten Einzelhändler allerdings über die Automatisierung von Liefersystemen nachdenken, um die Prozesse zu beschleunigen. Im Trend ist dabei das nahtlose Einkaufen über verschiedene Kanäle. So kommt zum Beispiel Click & Collect, also das Online-Bestellen und Abholen der Ware im Ladengeschäft, bei Kunden und Händlern bereits gut an. Auf dem mobilen Endgerät oder am PC benachrichtigt, kann der Kunde nach seiner individuellen Zeitplanung das Paket abholen. Click & Collect-Kunden geben an, dass sie auf diese Weise mindestens eine Stunde beim Einkauf einsparen. In einer sich schnell wandelnden Welt und einer so auf Pünktlichkeit und Zeit fixierten Gesellschaft wie der deutschen kann der Einzelhandel damit einen realen Mehrwert vermitteln.
StrongPoint hat seine Click & Collect-Lösung speziell für den Lebensmittel-Einzelhandel entwickelt. Die Kunden können die online georderten Lebensmittel bestellen und anschließend in extra für dieses Einsatzszenario entwickelten Boxen abholen. Der „Einkauf“ im Supermarkt ist viel schneller erledigt als normalerweise, gerade in Stoßzeiten. Da alles für den Kunden bereitliegt, dauert die Ausgabe nur zirka eine Minute.
Die Läden der Zukunft kommen
Was die Läden in etwas fernerer Zukunft angeht, geht Jürgen Lutz davon aus, „dass wir elektronisches Brot in unsere Warenkörbe legen, und mit den Apps auf unseren Smartphones schnell und wege- und kostenoptimiert einkaufen werden“. Er sagt: „Wir sind daran gewöhnt, Waren aus dem Regal zu nehmen und sie an der Kasse zu zahlen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass wir diese in einigen Jahren von speziellen Verkaufsmaschinen entgegennehmen, weil die Ladenregale von Bildschirmen ersetzt werden. An der Kasse wird man nur den Bestellschein für die gewünschten Waren abgeben, zahlen und sie anschließend aus dem Ausgabegerät nehmen. Es wird nicht mehr nötig sein, einen schweren Einkaufskorb mit sich herumzutragen. Und wenn man ein elektronisches Brot oder Waschpulver kauft, wird die Maschine echte und hochwertige Waren ausgeben.“
Angesichts der Notwendigkeit einer besser geschützten Privatsphäre werden Kunden teilweise die Aufgaben der Kassierer übernehmen. Da die Skepsis gegenüber Technologie stetig ab- und die Selbstversorgungsmentalität zunimmt, werden Self-Service-Systeme deutlich besser angenommen, kontinuierlich optimiert und deren Funktionalität vielfältiger. In einigen Läden in Europa können Kunden beim Shopping bereits mit Kundenkarte und Handlesegeräten die gewünschten Waren scannen, in ihrem Einkaufswagen ablegen und sie später an Selbstbedienungs-Terminals zahlen. Wahrscheinlich werden in der nahen Zukunft Smartphones die Funktionen von Kassen übernehmen. Das mitunter lange Warten in der Schlange an der Kasse und das eilige Eintüten nach dem Einscannen der Ware durch das Personal werden ein Relikt der Vergangenheit sein.